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PlanQC
In einem umgebauten Baumarkt bei München arbeitet PlanQC an einer Technologie, die das Computer-Rechnen fundamental verändern könnte: Quantenprozessoren auf Basis neutraler Atome, die bei Raumtemperatur funktionieren. Die Gründer von PlanQC bringen Forschung aus dem Max-Planck-Institut in die industrielle Anwendung. Der Wettlauf um die technologische Vorherrschaft ist in vollem Gange.
PlanQC entwickelt Quantencomputer auf Basis neutraler Atome und bringt damit eine der derzeit anspruchsvollsten Technologien weltweit in die Anwendung. Die Gründer bringen dafür ein tiefes wissenschaftliches Fundament, unternehmerische Leidenschaft und strategische Partnerschaften mit. „Mich hat ein Besuch in Stanford geprägt“, erinnert sich Dr. Alexander Glätzle (40), Mitgründer von PlanQC. Dort erlebte er das US-amerikanische Startup-Ökosystem hautnah: „Am Abend mit Studierenden im Pub sitzen – und Thema Nummer eins war immer: Wer hat gerade was gegründet?“ Zurück in Deutschland reifte die Erkenntnis: „Das können wir auch.“ Die Mitgründer teilen eine ähnliche Motivation. Dr. Sebastian Blatt (44), der heute als CTO die technologische Roadmap verantwortet, verbrachte rund zehn Jahre in den USA, bevor er 2015 seine eigene Forschungsgruppe in München aufbaute. Gemeinsam mit Dr. Johannes Zeiher (36), ebenfalls ein ausgewiesener Experte für Neutralatom-Technologien, entwickelte sich aus wissenschaftlichen Diskussionen und Max-Planck-Forschung die Idee, die Technologie aus dem Labor in industrielle Anwendungen zu überführen. Der Standort München bot dafür beste Voraussetzungen – durch exzellente Forschungseinrichtungen und ein wachsendes Ökosystem im Bereich Quantentechnologie. Mit der Gründung von PlanQC starteten die Gründer eine Mission: Quantencomputer „Made in Germany“ zur industriellen Reife zu bringen. Der Firmenname ist dabei Wortspiel und Augenzwinkern zugleich: „QC“ steht schlicht für „Quantum Computing“, „PlanQC“ spielt auf das Max-Planck-Institut an, aus dem die Ausgründung stammt.
Was PlanQC entwickelt, ist kein „besserer Computer“, wie ihn die meisten aus dem Alltag kennen. Vielmehr geht es um eine völlig neue Art des Rechnens. Quantencomputer operieren mit sogenannten Qubits, die sich – anders als klassische Bits – in mehreren Zuständen gleichzeitig befinden können. Dank dieser physikalischen Eigenschaft lassen sich bestimmte Probleme exponentiell schneller lösen als mit herkömmlicher Rechentechnik. PlanQC baut solche Systeme auf Basis neutraler Atome, eingefangen in optischen Gittern. Im Gegensatz zu großen Technologiekonzernen wie IBM oder Google, die auf supraleitende Qubits setzen – bei extrem tiefen Temperaturen – folgt PlanQC einem anderen physikalischen Prinzip. „Dank der besonderen Architektur unserer Quantencomputer funktionieren diese bei Raumtemperatur“, erklärt Mitgründer Alexander Glätzle.
Die Vorteile liegen auf der Hand: geringerer Energiebedarf, kostengünstigere Skalierung und – ganz entscheidend – eine Technologie, die sich leichter in bestehende Infrastrukturen wie Hochleistungsrechenzentren integrieren lässt. Konkrete Anwendungsbereiche finden sich überall dort, wo Quantenmechanik ohnehin eine Rolle spielt – etwa in der Molekülsimulation, Materialforschung oder Medizin. Auch personalisierte Medizin, in der Medikamente exakt auf den individuellen Bauplan eines Körpers zugeschnitten werden, ist ein potenzielles Zukunftsfeld. Neben physikalisch-chemischen Anwendungen schaut PlanQC auch auf den boomenden Bereich künstlicher Intelligenz (KI). „Ein großes ,Bottleneck‘ bei KI ist heute das Generieren neuer Daten“, sagt Alexander Glätzle. Neben der realen Welt sei der Quantencomputer „die zweite Quelle“, um neue, völlig anders strukturierte Datensätze zu erzeugen – zum Beispiel für das Training neuronaler Netzwerke.
Noch gibt es ihn nicht wirklich: einen Markt für Quantencomputer im klassischen Sinn. Und doch ist der Wettbewerb intensiv, das Potenzial riesig – und der Zeitdruck hoch. Studien von McKinsey oder der Boston Consulting Group prognostizieren eine Milliardenbranche in den nächsten zehn Jahren. PlanQC agiert daher in einem Spannungsfeld zwischen Forschung, Hochtechnologie und langfristiger Wirtschaftsperspektive. „Aktuell sind staatliche Institutionen unsere Hauptkunden“, sagt Glätzle. Darunter das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) oder das Leibniz-Rechenzentrum. Vom DLR hat PlanQC bereits 2022 einen Auftrag über 29 Millionen Euro erhalten – zur Entwicklung des ersten digitalen, neutralatomaren Quantencomputers in der EU. 2024 folgte ein weiteres Projekt mit dem LRZ – ein 1.000-Qubit-Multi-Core-System mit einem Volumen von 20 Millionen Euro.
Die Strategie von PlanQC: Skalieren, standardisieren, internationalisieren. Die Firmenzentrale in Garching bei München – 1.400 Quadratmeter in einem umgebauten Baumarkt – bietet ausreichend Platz für das rasch wachsende Team und mehrere Systeme.
