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Planet A Foods

Schokolade ohne Kakao? Ganz ohne tropische Bohne, aber mit vertrautem Geschmack entwickelt das bayerische Startup Planet A Foods mit ChoViva® eine zukunftsweisende Schokoladenalternative. Und ChoViva ist erst der Anfang: Angesichts von Extremwetter und instabilen Lieferketten geraten immer mehr zentrale Lebensmittelzutaten unter Druck – von Kakao über Kaffee bis hin zu Palmöl. Die Gründer-Geschwister Dr. Sara und Dr. Maximilian Marquart setzen auf ein radikal simples Rezept, regionale Rohstoffe und ein Herstellungsverfahren, das Tradition und Innovation verbindet. Ihr Ziel: die nächste Generation an Lebensmittelzutaten entwickeln, CO₂-arm, skalierbar und unabhängig von tropischen Ressourcen. Während der weltweite Kakaopreis durch die Decke geht, liefert Planet A Foods eine skalierbare, nachhaltige Lösung für die Industrie – und arbeitet bereits an weiteren Alternativen wie Kaffee und Kakaobutter, um Europas Ernährung resilient und zukunftssicher zu machen.

Was tun, wenn die beliebtesten Zutaten der Welt vor dem Kollaps stehen? Für Dr. Sara Marquart (36) und Dr. Maximilian Marquart (39) war die Antwort eine Alternative zu schaffen – auf Basis natürlicher Rohstoffe und traditioneller Verarbeitung. 2021 gründeten die beiden Geschwister in Planegg bei München das Foodtech-Unternehmen Planet A Foods, spezialisiert auf zukunftssichere Lebensmittelzutaten. Sara Marquart hatte zuvor bei einem US-Startup für „beanless coffee“ gearbeitet, ihr Bruder Max bereits eine Beratungsfirma aufgebaut und verkauft. „Gründen ist wie ein Virus – wenn man es einmal in sich hat, lässt es einen nicht mehr los“, sagt Maximilian.

Den Impuls für ihre Idee lieferte die Fragilität globaler Nahrungsketten. Als erstes Produkt haben sie sich auf Schokolade fokussiert. Warum? Speziell Kakao ist nicht nur durch Regenwaldabholzung, Kinderarbeit und CO₂-Ausstoß belastet, sondern auch hochgradig anfällig für Klimawandel, Fraßfeinde und Pilzbefall. „Bis 2050 könnten bis zur Hälfte des weltweiten Kakaoanbaus wegfallen“, schildert Sara Marquart. Für die Geschwister war klar: Es braucht eine Lösung für die Industrie – stabil, planbar, skalierbar. Mit Planet A Foods gründeten sie ein B2B-Foodtech-Unternehmen, das sich auf zukunftssichere Zutaten für die Lebensmittelindustrie spezialisiert. Ihr erstes Produkt: eine kakaofreie Schokolade mit dem Namen ChoViva.

Was nach Science-Fiction klingt, basiert auf einem simplen Prinzip: „Die Kakaobohne ist nur die Leinwand – die Verarbeitung ist die Farbe“, sagt Sara Marquart. Der typische Schokoladengeschmack entstehe weit überwiegend durch Fermentation, Röstung, Alkalisierung und Conchierung – nicht durch die Bohne selbst. Genau hier setzt das Gründerteam an. Statt auf tropische Bohnen setzen sie auf regionale Rohstoffe: Sonnenblumen- und Traubenkerne. Diese werden in einem mehrstufigen Verfahren verarbeitet, das an traditionelle Kakaotechnologie angelehnt ist – also fermentiert, geröstet und vermahlen. Das Ergebnis ist ChoViva, eine kakaofreie Schokoladenalternative, die sich „eins zu eins wie Kakao“ einsetzen lässt, betont Maximilian Marquart. „Unsere Kunden müssen an ihren Produktionslinien nichts umstellen. Es ist ein Plug-and-Play-System.“

ChoViva richtet sich an industrielle Abnehmer – etwa Hersteller von Schokoladenprodukten oder Eigenmarken im Handel. „Wir wollten keine Nischenlösung oder ein Luxusprodukt schaffen, sondern eine Alternative für den Massenmarkt“, erklärt Sara Marquart. Mit gemahlenen Sonnenblumen- und Traubenkernen und damit nur zwei Hauptzutaten erreicht ChoViva nicht nur sensorisch höchste Standards, sondern auch in Sachen Nachhaltigkeit und Preisstabilität neue Maßstäbe.

Im Gegensatz zu vielen anderen alternativen Lebensmitteln verzichtet Planet A Foods bewusst auf Aromen oder künstliche Zusätze. „Wir lösen das Geschmacksthema aus dem Prozess heraus – nicht über die Aromen externer Flavor Houses“, so Sara Marquart. Unterstützt wird das Verfahren durch ein robustes Schutzkonzept aus neun Patenten in vier Patentfamilien sowie streng gehüteten Produktionsgeheimnissen. Der Zeitpunkt für Planet A Foods hätte kaum sinnvoller gewählt sein können: Während der Kakaopreis sich in den letzten Jahren vervierfacht hat – von 2.500 auf 10.000 US-Dollar pro Tonne – wächst weltweit die Nachfrage nach Schokolade, insbesondere in Schwellenländern wie Indien und China oder in Südostasien. Gleichzeitig geraten Anbauflächen durch Klimawandel, Schädlinge und sinkende Erträge immer stärker unter Druck.

„Unser Ziel ist nicht, Schokolade zu ersetzen, sondern die Lücke zu füllen, die durch den Rückgang des Kakaoanbaus entsteht“, sagt Sara Marquart. Dabei hilft nicht nur ein klarer Fokus auf industrielle Kundschaft, sondern auch ein klug gewähltes Go-to-Market-Modell: ChoViva wird als Zutat in bestehende Marken und Produkte integriert – über Lizenz- und Entwicklungspartnerschaften mit Lebensmittelherstellern und Handelsketten. Ein sichtbares Siegel auf der Verpackung kennzeichnet Produkte mit ChoViva eindeutig für Endkonsumenten und schafft Vertrauen und Wiedererkennung am Regal. Planet A Foods setzt dabei bewusst auf familiengeführte Mittelständler, insbesondere in der Süßwarenbranche: „In solchen Unternehmen gibt es meist eine Person, die entscheidet – das beschleunigt alles“, so Maximilian Marquart. Das erste Geschäft wurde buchstäblich aus der heimischen Küche angeschoben – mit einer nachgebauten Doppelkeks gefüllt mit ChoViva und einem mutigen Kaltakquise-Anruf. Heute zählen über 30 Marken und Hersteller zu den Kunden, darunter auch bekannte Namen wie Riegelein, De Beukelaer oder Piasten (Treets).

Eine zweite strategische Säule sind große europäische Handelsketten. Da der Eigenmarkenanteil im Schokoladensegment beispielsweise in Deutschland bei fast 30 Prozent liegt, sind Retailer wie Aldi oder Rewe auch Produktentwickler. „Sie machen das Branding, die Rezeptur und das Tasting – sie sind echte Hersteller“, so Maximilian Marquart. Diese Kooperationen ermöglichen internationale Skalierung: ChoViva ist bereits in neun Ländern erhältlich, darunter Japan, Großbritannien und der Schweiz.