Günther Fielmann - Kategorie Lebenswerk 2003 Günther Fielmann

Von Beginn an machte sich Günther Fielmann als Unternehmer die Interessen der Verbraucher zu eigen. Er hat mit seiner Idee „Brillen zu kleinen Preisen für viele“ einen völlig neuen Markt geschaffen. Neben seinem Wirken als Unternehmer liegt dem Preisträger der Schutz der Natur und Umwelt am Herzen, er fördert Kultur, Denkmalpflege und Medizin. Für sein vorbildliches unternehmerisches und soziales Engagement wird er in der Kategorie Lebenswerk geehrt.


lst Günther Fielmann 1939 im schleswig-holsteinischen 300-Seelen-Ort Staftstedt als Sohn eines Lehrers geboren wurde, ahnte niemand, dass er später einmal zum „Brillen-König“ gekrönt werden sollte. Wäre es nach ihm gegangen, wäre er heute wahrscheinlich Fotograf. Doch auf Drängen seines Vaters erlernte er das Augenoptikerhandwerk. Als Geselle sammelte er Berufserfahrung im In- und Ausland, besuchte die Höhere Fachschule für Augenoptik in Berlin, die er 1965 als staatlich geprüfter Augenoptiker und Augenoptikermeister verließ. Zunächst war er im augenoptischen Einzelhandel tätig, wechselte dann in die Industrie zum französischen Branchenriesen Essilor, danach zum zweitgrößten Optikkonzern der Welt, der Firma Bausch & Lomb, Rochester, USA. Als Unternehmer standen für Günther Fielmann von Beginn an die Interessen der Verbraucher im Mittelpunkt. „Kleine Preise für viele, statt hohe Preise für wenige“ war seine Idee, als er 1972 in Cuxhaven in die Selbstständigkeit startete. Damals lebten die deutschen Optiker in einem kartellähnlichen Markt. Die Brillenpreise waren regional einheitlich hoch, die Kassengestelle zeitlos hässlich. Statt der damals üblichen acht Vertragsfassungen bot Fielmann schon 1981 insgesamt 640 modische Metall- und Kunststoffbrillenvariationen auf Rezept. Ein bis dato einmaliger Sondervertrag mit der AOK Essen machte es möglich. Acht Millionen Bundesbürger brauchten den Nachweis ihres niedrigen Einkommens nicht mehr auf der Nase zu tragen. Die Diskriminierung per Sozialprothese war abgeschafft. Über seine günstigen Preise hat Fielmann Brillenmode demokratisiert: Heute kann sich jeder eine schicke Brille leisten.

Dann ging es Schlag auf Schlag, 1982 entstand in Kiel das größte Optik-Center Europas, 1983 folgte in Hamburg das größte der Welt. Dank Fielmann gab es jetzt die Auswahl vieler tausend offen präsentierter Brillen, eine Drei-Jahres-Garantie, die Brillenversicherung gegen Bruch, Verlust, Liegenlassen und Diebstahl sowie die Geld-zurück-Garantie. Die aufgeschreckte Optikerbranche war von diesen verbraucherfreundlichen Leistungen nicht begeistert, wehrte sich vehement. Die Kunden hingegen kamen in Scharen. Heute tragen 23 Millionen eine Fielmann-Brille. Fielmann ist Marktführer in der Bundesrepublik. Mit fünf Prozent aller augenoptischen Fachgeschichte verkauft das Unternehmen 48 Prozent aller deutschen Brillen. Inzwischen gibt es Fielmann-Niederlassungen auch in der Schweiz, Österreich, den Niederlanden, in Polen und im Baltikum. 2010 gaben mehr als 13.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in 655 Niederlassungen 6,5 Millionen Brillen ab, erwirtschafteten einen Umsatz von 1,16 Milliarden Euro. Gegen den Branchentrend erzielte die seit 1994 börsennotierte Fielmann AG auch im letzten Jahr ein Rekordergebnis. Das Geheimnis des Erfolgs liegt in der strikten Kundenorientierung, der hohen Motivation seiner qualifizierten Mitarbeiter und nicht zuletzt darin, dass Fielmann auch Herstellung, Vertrieb und Logistik in seine Unternehmensgruppe eingegliedert hat. Fielmann ist nicht nur größter Arbeitgeber der augenoptischen Branche, sondern auch größter Ausbilder. Mehr als 2.500 junge Menschen erlernen beim Marktführer das Augenoptikerhandwerk. Seit Jahren stellt Fielmann die Bundessieger und die Mehrheit der Landessieger.

Die Firma
Fielmann AG

Natur und Umwelt liegen Günther Fielmann am Herzen. So lässt er jedes Jahr für jeden Mitarbeiter einen Baum pflanzen, mehr als eine Million sind es bereits. Auf seinen Bio-Höfen betreibt Fielmann ökologischen Landbau und artgerechte Tierhaltung. Als Gen-Reserve züchtet er vom Aussterben bedrohte alte Haustierrassen. Gemeinsam mit der Christian-Albrecht-Universität zu Kiel fördert er auf seinem Hof Ritzerau ein langfristig angelegtes Monitoring zur wissenschaftlichen Begleitung der Umstellung von konventioneller auf ökologische Bewirtschaftung. Fielmann engagiert sich in der Denkmalpflege. Die gemeinnützige Fielmann Akademie hat Schloss Plön, den bedeutendsten Residenz-Neubau während des Dreißigjährigen Krieges und herausragendes Beispiel der Architektur zwischen Renaissance und Barock, wieder im alten Glanz erstehen lassen. In Plön bildet Fielmann den augenoptischen Führungsnachwuchs für Europa aus. Fielmann pflegt das Gebäudeensemble des denkmalgeschützten Gutes Schierensee, erweitert die Kunstsammlung und rekonstruiert die historische Parkanlage. Günther Fielmann ist verheiratet und hat zwei Kinder. Für sein vielfältiges, gesellschaftliches Engagement verlieh ihm das Land Schleswig-Holstein die Professur, die Christian-Albrechts-Universität zu Kiel für seine Verdienste um die Wissenschaft und Forschung die Ehrenpromotion.