Prof. Dr.-Ing. E.h. Berthold Leibinger - Kategorie 2008 Lebenswerk Prof. Dr.-Ing. E.h. Berthold Leibinger

Innerhalb von 50 Jahren formte Berthold Leibinger die kleine schwäbische Maschinenbaufirma Trumpf zu einem international agierenden High-Tech-Unternehmen mit rund 8.000 Mitarbeitern und einem Umsatz von zwei Milliarden Euro. Angefangen hatte der damals 20-jährige Abiturient als Werkzeugmacher-Lehrling.


Nach einem Maschinenbau-Studium und ersten beruflichen Erfahrungen in den USA kehrte der Entwicklungsingenieur 1961 zurück zu Trumpf – um für immer zu bleiben. Als Leiter der Konstruktionsabteilung entwickelte er eine neuartige Stanzmaschine mit numerischer Steuerung, zunächst gegen den Willen des damaligen Inhabers. Die patentierte Maschine wurde ein Bestseller, weitere Erfindungen folgten. Bald ließ sich Leibinger seine insgesamt mehr als 100 Patente mit Unternehmensanteilen honorieren. Heute ist die gesamte Firma Trumpf im Besitz seiner Familie. Schon Ende der 1970er Jahre setzte der Ingenieur, inzwischen Geschäftsführer, auf die damals neue Lasertechnologie. Der erste Trumpf-Laser funktionierte nur rund 90 Sekunden, dann ging ihm das Licht aus. Doch Leibinger ließ sich nicht beirren. In eineinhalb Jahren Entwicklungsarbeit entstand ein kompaktes und zuverlässiges Gerät, mit dem Trumpf zum Pionier der Branche wurde: Heute ist das Unternehmen Weltmarktführer für industrielle Laser und Lasersysteme. Auch in den anderen Geschäftsbereichen Werkzeugmaschinen, Elektronik und Medizintechnik setzt Trumpf auf permanente Innovationen. Rund sieben Prozent des Umsatzes fließen jedes Jahr in die Forschung und Entwicklung.

Verantwortung für die Belegschaft in guten wie in schlechten Tagen, das ist ein Grundprinzip des an christlichen Werten orientierten Unternehmers. Aus der Branchenkrise der 1990er Jahre hat Trumpf gelernt. Leibinger führte danach neue Arbeitszeitkonten ein, die sogar zum Vorbild für Großkonzerne wie BMW und die Daimler AG wurden. Innovativ löste der Unternehmer auch die Nachfolgefrage: Für viele überraschend übernahm 2005 mit Tochter Nicola Leibinger-Kammüller eine promovierte Literaturwissenschaftlerin die Geschäftsführung. Sohn Peter Leibinger und Schwiegersohn Mathias Kammüller sind ebenfalls in die Unternehmensleitung integriert. Trumpf ist ein Familienunternehmen im besten Wortsinne und so soll es auch bleiben. Arbeit, davon ist der pietistisch geprägte Unternehmer überzeugt, ist ein zentraler Bestandteil und ein sinnstiftendes Moment des Lebens. Eine reine Freizeitgesellschaft ist für ihn keine lebenswerte Option. Auch übertriebenen Luxus und Verschwendung sieht er nicht gern. Sein Credo: Eigentum verpflichtet. Vor allem die Förderung von Kunst und Kultur ist dem äußerst belesenen und breit gebildeten Leibinger ein Anliegen. Seit 1992 unterstützt die Berthold Leibinger Stiftung kulturelle, wissenschaftliche, kirchliche und soziale Projekte. Außerdem engagiert sich der Unternehmer für zahlreiche Institutionen, unter anderem für die Internationale Bachakademie und das Deutsche Literaturarchiv.

Die Firma
Trumpf GmbH + Co. KG

Prof. Dr.-Ing. E. h. Berthold Leibinger, die „Leitfigur des deutschen Mittelstands“, wie Angela Merkel ihn einmal nannte, steht wie nur wenige für unternehmerischen Erfolg, Innovationsgeist, soziale Verantwortung und kulturelles Engagement. Für seine Lebensleistung wird er mit dem Deutschen Gründerpreis in der Kategorie Lebenswerk 2008 ausgezeichnet. Die Jury des Deutschen Gründerpreises ehrt den Unternehmer „für seine beeindruckende Karriere vom Lehrling zum Firmeninhaber: Berthold Leibinger hat einen traditionsreichen Maschinenbaubetrieb in die High-Tech-Welt der Laser geführt, zum Weltmarktführer gemacht und damit eine ganze Branche revolutioniert und mitgezogen. Er engagiert sich in hohem Maße gesellschaftlich und hat nicht zuletzt seine Unternehmensnachfolge vorbildlich geregelt.“