Cotesa GmbH - Kategorie 2009 Aufsteiger Cotesa GmbH

Anfang 2002 suchte Unternehmer Jörg Hüsken nach einer Firma mit Potenzial und stieß auf einen insolventen Maschinenbauer im sächsischen Mittweida. „Das war ein Gemischtwarenladen, der alles mögliche gemacht hat“, erinnert er sich heute als geschäftsführender Gesellschafter der Cotesa GmbH.


Mit im Angebot waren damals aus Glasfasern gefertigte Bodenwannen für Flugzeugtoiletten – rund 20 Stück pro Monat. Hüsken sah Perspektiven und kaufte diesen Teil des insolventen Unternehmens. „Mein Bauch sagte, dass das funktionieren kann.“ Schnell wurde klar, dass Faserverbundstrukturen für mehr als nur für Bodenwannen gut waren. Sie sind das Material der Zukunft. „Kohlefasern können Dinge, die mit Metall nicht funktionieren, weil sie leichter und gleichzeitig stabiler sind“, schwärmt Hüsken. Der Unternehmer erhöhte die Produktion der Fußbodenwannen auf rund 4000 Stück pro Jahr und weitete das Produktspektrum auf Teile für den Innenausbau von Flugzeugen aus. „Das war eine solide Grundlage und ein wichtiges Geschäftsfeld für uns.“ Doch langfristig könnte Cotesa mit solchen simplen Bauteilen allein nicht überleben. „Deutschland ist ein Hochlohnland, die Produkte mussten komplexer werden.“ Jörg Hüsken wollte den anspruchsvollsten Kunden, die Luftfahrt. Er fuhr mit seiner Präsentationsmappe nach Hamburg und stellte sich bei Airbus als neuer Lieferant für Präzisionsteile vor. „Man war sehr freundlich und der Kaffee war gut, aber ich habe keine Aufträge bekommen“, erzählt er. Nach und nach wurde ihm klar, warum: „Am Anfang hatten wir überhaupt keine Ahnung, welche Anforderungen man erfüllen muss.“ Cotesa fehlten sämtliche Zertifikate und rechtlichen Voraussetzungen, um solche extrem belasteten, sicherheitsrelevanten Bauteile liefern zu dürfen. Der Unternehmer und seine Mannschaft arbeiteten sich in die Materie ein, immer wieder reiste er nach Hamburg, man trank Kaffee, aber nichts passierte. Dann, im Herbst 2002 völlig unerwartet: eine Anfrage. Doch das inzwischen aufgebaute Know-how reichte noch nicht aus, um die hohen Qualitätsanforderungen zu erfüllen. Jörg Hüsken suchte sich einen neuen Mitgesellschafter mit Erfahrung im Flugzeugbau, schulte die Mitarbeiter, ließ Cotesa zertifizieren. „Dadurch hatten wir einen enormen Kompetenz-Zuwachs.“ Nach vielen Versuchen, ins Geschäft zu kommen, erhielt Cotesa 2005 den ersten Hightech-Auftrag. Heute hat sich das Unternehmen in der Branche etabliert – ist für bestimmte Bauteile sogar einziger Lieferant. Das Erfolgsgeheimnis der Manufaktur: Die Präzision und Sorgfalt der Mitarbeiterinnen bei den aufwändigen, überwiegend manuellen Herstellungsprozessen. „Die Teile müssen fehlerfrei sein, sonst steht die Produktion beim Kunden,“ so Hüsken.

„Kohlefasern können Dinge, die mit Metall nicht funktionieren, weil sie leichter und gleichzeitig stabiler sind“

Jörg Hüsken hat allen Grund, optimistisch in die Zukunft zu blicken. „Die nächsten Flugzeug-Generationen werden überwiegend aus Kohlefasern bestehen. Wir stehen erst am Anfang“, sagt er. Die Finanzkrise fürchtet er nur wenig. „Die Branche hat sehr lange Lebenszyklen. Wir sprechen heute über Aufträge, die in sieben, acht Jahren in die Serienproduktion gehen.“ Bis die Auswirkungen der Krise spürbar sein werden, ist Cotesa schon einen Schritt weiter: Derzeit arbeitet man mit Hochdruck daran, das aufwändige Herstellungsverfahren zu beschleunigen, um schneller und kostengünstiger produzieren zu können. „Höhere Stückzahlen eröffnen ganz neue Perspektiven, auch in anderen Branchen.“ Jörg Hüsken hat schon viele Ideen für weitere Einsatzgebiete von Kohlefasern „Die Nominierung für den Deutschen Gründerpreis ist eine extrem gute Argumentationshilfe und eine tolle Gelegenheit, um außerhalb der Branche bekannt zu werden. Viele Ingenieure kennen die Möglichkeiten von Kohlefasern noch nicht oder haben völlig falsche Kostenvorstellungen. Ich hoffe, dass jetzt mehr Leute erkennen, was unsere Werkstoffe können.“

Die Firma
Cotesa GmbH
Die Gründer Jörg Hüsken

Die Cotesa GmbH, Hersteller von Kohlefaserverbundprofilen für die Luftfahrtindustrie und verwandte Anwendungen, wurde von der Jury des Deutschen Gründerpreises in der Kategorie Aufsteiger nominiert. Zur Begründung heißt es: „Das Gründerteam hat aus einem insolventen Unternehmen mit viel Mut und Durchhaltevermögen eine Manufaktur zur Herstellung von High-Tech-Faserverbundstoffen aufgebaut. Cotesa ist auch als mittelständisches Unternehmen in der Lage, den spezifischen Qualitäts-Anforderungen der Luftfahrtindustrie zu entsprechen und wächst kontinuierlich.“ Die Patenschaft übernimmt Dr. Folkart Schweizer.