Nanion Technologies GmbH & Co. KG - Kategorie 2009 Aufsteiger Nanion Technologies GmbH & Co. KG

„Wir waren nach dem Platzen der Internetblase eines der letzten Unternehmen, die 2002 noch Geld bekommen haben“, erinnert sich Niels Fertig von der Nanion Technologies GmbH in München. Doch schon bei der nächsten Finanzierungsrunde im Jahr 2003 stand das NanoBiotech-StartUp vor verschlossenen Türen.


Die Pläne, einen großen Roboter zur Untersuchung von bis zu 16 Zellproben zu bauen, mussten aus finanziellen Gründen auf Eis gelegt werden. „Wir haben dann ein kleines Gerät entwickelt, das nur eine einzige Probe untersuchen kann, weil das für uns machbar war“, erinnert sich der Gründer. Der Mini-Roboter wurde ein Riesen-Erfolg. Vor allem Universitäten waren begeistert. Bereits 2004 erreichte das junge Unternehmen die Gewinnzone – eine absolute Ausnahme in der kosten- und forschungsintensiven Branche. „Im Nachhinein hatte diese äußerst knappe Finanzierung auch positive Folgen, weil wir uns auf das Wesentliche fokussieren mussten“, so Fertig. „Dabei haben wir gelernt, wie wichtig es ist, sich am Markt zu orientieren und nicht an den Investoren. Außerdem haben wir sehr viel Erfahrung gesammelt, was bei der Entwicklung der nächsten Gerätegenerationen ein unschätzbarer Vorteil war.“

„Wir haben dann ein kleines Gerät entwickelt, das nur eine einzige Probe untersuchen kann, weil das für uns machbar war“

Nanion-Roboter dienen dazu, das Verhalten der sogenannten Ionenkanäle von Zellen zu untersuchen, um neue Wirkstoffe für Arzneimittel zu testen. Ionenkanäle sind feine Poren in der Zellmembran, die sich beim Kontakt mit verschiedenen Substanzen öffnen oder schließen. Man ermittelt diese Reaktion, indem man den Stromfluss durch die Zelle vor und nach der Zugabe des Wirkstoffs misst. Traditionell bedeutet dieses sogenannte Patch-Clamp-Verfahren viel Handarbeit, um die Zellen unter dem Mikroskop mit einer Glaspipette zu treffen. Selbst die besten Wissenschaftler können so kaum mehr als zehn Zellen pro Tag untersuchen. In seiner Dissertation entwickelte Niels Fertig gemeinsam mit seinen Betreuern Jan Behrends und Robert Blick einen innovativen Ansatz: Die Zellsuspension wird in eine Art mikroskopisch kleinen Eiswürfelbehälter gefüllt. Die einzelnen Vertiefungen haben unten ein Loch. Mittels Unterdruck werden einzelne Zellen direkt über das Loch gesaugt und sind so blitzschnell optimal positioniert. Jetzt können die Wirkstoffe zugegeben und die Reaktionen der Zellen gemessen werden. Das Beste daran: In jeder Vertiefung können andere Zellen und andere Wirkstoffe getestet werden. „Die Messungen sind sehr hochwertig, weil man sehr viele Parameter parallel kontrollieren kann. Gleichzeitig erhöht das automatisierte Verfahren den Durchsatz. Das eröffnet der Forschung ganz neue Möglichkeiten“, erklärt der Gründer. Inzwischen ist bereits die dritte Geräte-Generation im weltweiten Einsatz und auch der Groß-Roboter ist auf dem Markt. Die aktuelle Wirtschaftskrise fürchtet der Unternehmer nicht. „Wir suchen keine Investoren, weil wir Neuentwicklungen aus eigenen Umsätzen finanzieren können. Außerdem senkt unsere Technologie die Kosten für die Forschung, das ist gerade in Krisenzeiten interessant.“ Zudem steigt die Nachfrage, weil die Arzneimittelzulassungsbehörden neuerdings bestimmte Ionenkanal-Messungen vorschreiben.

Die Firma
Nanion Technologies GmbH & Co. KG
Die Gründer Dr. Niels Fertig

„Die Nominierung für den Deutschen Gründerpreis ist eine großartige Auszeichnung und eine wichtige Anerkennung unserer Arbeit“, so Niels Fertig. „Das ist auch eine tolle Motivation für das gesamte Team. Wir freuen uns schon auf die Beratung durch Porsche Consulting, denn wir haben jetzt eine Größe erreicht, bei der man neue Strukturen braucht. Ich hoffe außerdem, dass die Nominierung von Nanion auch anderen Mut zur Gründung macht.“ Nanion Technologies GmbH entwickelt, produziert und vermarktet automatisierte, chip-basierte Messverfahren für Pharma- und Biotech-Unternehmen und ermöglicht damit eine schnellere medizinische Wirkstofftestung. Die Verfahren ermöglichen Kosteneinsparungen in der medizinischen Forschung. Die Jury des Deutschen Gründerpreises hat das Unternehmen in der Kategorie Aufsteiger nominiert, „weil es in gerade einmal fünf Jahren wissenschaftliche Forschungsergebnisse direkt in Produkte überführt hat und bereits nach zwei Jahren den Break-even erreicht hat. Dem bereits weltweit eingeführten Produkt sollen weitere folgen.“ Die Patenschaft übernimmt Kuratoriumsmitglied Dr. Jürgen Heraeus.