- Preisträger:innen
- 2013
- Dr.-Ing. E. h. Martin Herrenknecht
Dr.-Ing. E. h. Martin Herrenknecht - Kategorie Lebenswerk 2013 Erde ist sein Element
Dr.-Ing. E. h. Martin Herrenknecht setzte mit dem von ihm entwickelten mechanisierten Vortrieb Standards im modernen Tunnelbau. Er formte aus einem kleinen Ingenieurbüro den internationalen Markt- und Technologieführer Herrenknecht AG.
Unter der Erde ist Dr.-Ing. E. h. Martin Herrenknecht in seinem Element: Tunneldurchmesser von zehn Zentimetern oder 19 Metern, Tiefbohrungen bis zu 8.000 Metern oder maschinell nach oben getriebene Stollen sind für die Herrenknecht AG kein Problem. „Technische Herausforderungen reizen mich“, sagt der Unternehmer. Die mit 15,55 Metern Durchmesser größte aktive Tunnelbaumaschine der Welt kommt aus dem Hause Herrenknecht, ebenso wie bahnbrechende Vortriebsgeschwindigkeiten von bis zu 90 Metern Tunnel pro Tag. Der Technologieführer ist erste Wahl, wenn es um spektakuläre Projekte geht: Herrenknecht-Bohrer trieben am Gotthard den mit zwei 57 km-Röhren längsten Verkehrstunnel der Welt voran, bauten die vierte Röhre des Hamburger Elbtunnels, untertunnelten den Bosporus für Istanbuls Trinkwasserversorgung und realisieren die U-Bahn-Tunnel im malaysischen Kuala Lumpur. Stillstand ist für den 70-Jährige undenkbar. Momentan investiert er viel Geld und Know-how in die technisch herausfordernde Geothermie. Ständige Innovationen gepaart mit langjährigen Kundenbeziehungen sind sein Erfolgsrezept. „Unseren ersten Kunden haben wir heute noch.“ Das gilt auch für seine Bankgeschäfte. „Die Sparkasse Lahr war von Anfang an mein treuer Begleiter, auch als es mal nicht so rosig war.“Die Zukunft des Unternehmens sieht gut aus, denn die boomenden Metropolen in den Schwellenländern brauchen U-Bahnen, Verkehrstunnel, Öl-, Wasser- und Gasleitungen. Wettbewerber aus Asien sieht Herrenknecht gelassen: „Beim Service haben wir die Nase vorn.“ In zwei Jahren wird sein Sohn Martin-Devid in das Unternehmen einsteigen, und zwar an der Basis, auf Baustellen.
„Der Kunde spürt, ob man selbst etwas vom Produkt versteht.“
Dieses Praxiswissen war auch die Grundlage seines eigenen Erfolgs: Beim Bau des schweizerischen Seelisbergtunnels erkannte der junge Ingenieur die Schwächen der damaligen Maschinen. Er gründete 1975 ein kleines Ingenieurbüro, 1977 dann Herrenknecht. Die Markteinführung des von ihm entwickelten mechanisierten Rohrvortriebs war hart. „Die Kunden wollten keine Versuchskaninchen sein.“ Heute ist das Verfahren Branchenstandard, die Herrenknecht AG Weltmarkführer beim maschinellen Tunnelvortrieb. Seit Jahrzehnten engagiert sich der Vater von drei Kindern sozial. „Wer auf der Sonnenseite lebt, sollte etwas abgeben.“ Er finanziert mehrere Leistungssportler und zahlreiche Projekte, vor allem im Bildungsbereich. Besonders die Förderung von Existenzgründern liegt ihm am Herzen. „Deutschland kann als Technologiestandort nur mit kreativen Gründungen überleben.“ Deshalb freut sich Dr.-Ing. E. h. Martin Herrenknecht ganz besonders über die Auszeichnung mit dem Deutschen Gründerpreis in der Kategorie Lebenswerk. „Es ist wichtig, die Erfindermentalität in Deutschland zu stärken, wie es der Deutsche Gründerpreis tut. Jetzt lasse ich mich überraschen, was noch daraus entsteht.“
Die Expertenjury des Deutschen Gründerpreises würdigte Herrenknecht als „echte Unternehmerpersönlichkeit, die eine Pionierleistung erbracht hat.“ Besonders beeindruckten die aufsehenerregenden Großprojekte, „Paradebeispiele deutscher Ingenieurskunst“, bei denen die Herrenknecht AG die Grenzen des Machbaren immer wieder neu definiert. Ein weiterer Grund für die Auszeichnung von Dr.-Ing. E. h. Martin Herrenknecht mit dem Deutschen Gründerpreis in der Kategorie Lebenswerk ist sein soziales Engagement, vor allem für technologieorientierte Gründungen.