titus GmbH - Kategorie Sonderpreis 2013 Lieber tot als Zweiter sein. Skateboarding ist sein Leben

Das zu machen wofür das Herz brennt und Geld nur als Werkzeug zu sehen, um Ideen umzusetzen – Titus Dittmann gilt als Vater der deutschen Skateboardszene. Er hat fast 100 Unternehmen gegründet – darunter die dittmann GmbH und die titus GmbH, die heute europäischer Marktführer beim Handel mit Skateboards und Zubehör ist.


Ein Brett mit vier Rollen ist schuld daran, dass der Sport- und Geografielehrer Titus Dittmann zum Unternehmer wurde. „Skateboards sind ein super Werkzeug zur Persönlichkeitsentwicklung, weil Jugendliche immer besser skaten als Erwachsene“, findet der Pädagoge. Zunächst baute er das Ende der 1970er-Jahre noch völlig neue Trendsportgerät aus den USA in den Unterricht ein, doch sein Engagement und die engen Fesseln des Beamtenrechts passten auf Dauer nicht zusammen. „Als Lehrer wäre entweder ich kaputtgegangen oder die Schule.“ 1984 gab der Studienrat seine sichere Beamtenlaufbahn auf, um sich mit einem Skateboardhandel selbstständig zu machen. Sohn Julius war gerade geboren, Freunde und Kollegen entsetzt über die „Verantwortungslosigkeit“, nur Ehefrau Brigitta sagte:

„Wir machen, wofür unser Herz brennt.“

Das Ehepaar importierte Originalmaterial aus den USA und betrieb einen der ersten Shops Deutschlands. „Zeitweise gingen bis zu 95 Prozent des Marktes durch unsere Hände.“ Parallel förderte Titus Dittmann den Sport: Er eröffnete einen der ersten deutschen Skateboard-Parks, finanziert bis heute Profi-Teams und initiierte 1982 die Münster Monster Mastership, die später zur offiziellen Skateboard-Weltmeisterschaft wurde. „Als aktiver Skater war ich aber grottenschlecht“, grinst der 64-Jährige, der Extremsportarten wie Drachenfliegen, Skyskaten oder Autorennen liebt. „Das ist wie im Business: Man muss die Risiken kennen, um richtig zu entscheiden.“ Außerdem gründete Dittmann zahlreiche andere Firmen, unter anderem eine Oldtimer-Vermietung, eine Kfz-Werkstatt, eine Werbeagentur und einen Verlag. „Die Medien nennen mich Skateboard-Papst, aber ich habe fast 100 Unternehmen gegründet.“ Dittmann hat ständig neue Ideen, doch ohne Brigitta läuft seit fast 40 Jahren nichts: „Ich brauche die Diskussion mit ihr, um mich zu entscheiden.“

Die Firma
titus GmbH
Die Gründer Titus Dittmann

Das Abebben des Skateboard-Booms Mitte der 1990er-Jahre und der geplatzte Börsengang 2002 stürzten die titus GmbH in schwere Krisen. Dittmann gelangen zwei Turnarounds, immer begleitet von der Sparkasse Münsterland-Ost. „Das ist wie eine lange Ehe, mit guten und schlechten Zeiten.“ Heute ist die titus GmbH mit einem Online-Shop sowie 33 Läden europäischer Marktführer für Skatematerial und -mode. „Wenn ich etwas erreichen will, bin ich schmerzfreier als andere.“ Seit vier Jahren wird die titus GmbH von Sohn Julius und Ehefrau Brigitta geführt, Dittmann selbst widmet sich seiner 2009 gegründeten Stiftung Skate-aid. „Jetzt kann ich ohne schlechtes Gewissen geldgierig sein!“ Soziale Verantwortung gehört für ihn zum Unternehmertum. „Geld ist nur ein Werkzeug, um Ideen umzusetzen.“ Unter anderem betreibt er die Spendenplattform www.heroshopping.org und finanziert Projekte in Afrika und Afghanistan. „Durch das Skaten bekommen die Jugendlichen ein ganz anderes Selbstbewusstsein. Das ist die Basis, um diese autoritären Gesellschaften von innen heraus zu verändern.“ Für seine Mut machenden unternehmerischen Leistungen und sein vorbildliches Engagement erhält Titus Dittmann den Sonderpreis des Deutschen Gründerpreises. „Wenn ein Unternehmer einer ist, der etwas unternimmt, war ich immer Unternehmer“, sagt er. „Der Deutsche Gründerpreis passt unglaublich gut zu mir. Ich freue mich total über diese Auszeichnung.“ Die Auswahljury verlieh Titus Dittmann den Sonderpreis des Deutschen Gründerpreises, weil „der Seriengründer selbst bei schwersten Krisen niemals aufgegeben hat und ein Vorbild für alle Gründer ist.“ Sie lobten „den Unternehmergeist, die authentische Persönlichkeit und das Engagement“ des 64-Jährigen, der die Jugendkultur seit den 1980er Jahren mitgeprägt hat. Er organisiert Sportevents, unterstützt Jugendliche in Krisengebieten und macht Mut, als Unternehmer seinen eigenen Weg zu gehen.