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traceless materials GmbH - Kategorie 2022 StartUp Getreidereste statt Plastik!
Folien, Beschichtungen, Besteck: Den Kunststoff-Anteil in all diesen Produkten will traceless materials aus Hamburg mit dem eigenen Bio-Granulat „traceless“ ersetzen – ein Naturstoff, der die Eigenschaften von Plastik hat, aber in der Natur vollständig kompostierbar ist und zudem eine hervorragende Ökobilanz aufweist. Dafür hat die Expertenjury des Deutschen Gründerpreises die Hamburger in der Kategorie StartUp 2022 nominiert.
Verbraucher setzen die Konsumgüter-Industrie weltweit unter Druck: Im Supermarkt und im Online-Handel sind die Produkte besonders erfolgreich, die nachweislich „grün“ sind. Konzerne werden quasi gezwungen, den Kunststoff-Anteil in ihren Produkten und Verpackungen massiv zu senken. Die Hamburgerin Dr. Anne Lamp (31) hat der weltweiten Plastikverschmutzung den Kampf angesagt und empfiehlt sich und ihr Unternehmen damit gleichzeitig als Retter in der Konzern-Not. Die Verfahrensingenieurin hat einen Stoff erfunden, der in vielen Bereichen der Konsumgüter-Herstellung Plastik ohne großen Aufwand ersetzen kann. Das traceless-Granulat lässt sich praktisch wie Kunststoff-Granulat verarbeiten, besteht aber nicht aus Erdöl, sondern aus Getreide-Abfall. Für eine Tonne traceless-Granulat wird eine Tonne weniger Plastik hergestellt – und das bei 1,7 Tonnen weniger CO2-Ausstoß.
Die Erfindung von Dr. Anne Lamp lässt den Bio-Traum Realität werden: Ein Abfallprodukt, das selbst schon bio ist, wird umweltschonend weiterverarbeitet und ersetzt ein Problemprodukt: Getreidereste statt Plastik! Klingt fast zu phantastisch. Und so wurde sie auch von der Kunststoffindustrie belächelt: „Kunststoff wird immer billig sein“, bekam sie zu hören. Statt sich davon einschüchtern zu lassen, gründete sie ihre eigene Firma: „Mir war von Anfang an das große Potenzial bewusst.“ Über ein Mentoring-Programm lernte sie Mitgründerin Johanna Baare (33) kennen. Die Psychologin und MBA war zuvor unter anderem als Unternehmensberaterin für die Business Innovation Consulting Group tätig, hat hier Erfahrung in der Skalierung ihres Teams und des Unternehmens gesammelt. Ihr Wunsch war es jedoch schon länger gewesen, den eigenen Erfahrungsschatz bei Start-ups einzubringen.
Untrennbar mit dem traceless-Granulat verbunden ist die traceless-Technologie, der von Dr. Lamp entwickelte, innovative Bioraffinerie-Prozess, der aus Getreide-Abfall Plastik-Ersatz macht. „Das spezifische Material ist nicht komplett neu“, erläutert die Erfinderin, „es ist die neue Art und Weise, wie die Moleküle, die Bausteine der Natur, genutzt werden können und wie sie ihre Funktionalisierung erhalten, die das Material in der Verarbeitung dem Kunststoff so ähnlich macht. Die Innovation ist der Prozess vom Abfallprodukt der Lebensmittel-Produktion hin zum Kunststoff-Ersatz.“
Das Ergebnis ist schlicht faszinierend: traceless ist in allen Wirkungsindikatoren – also etwa CO2-Emissionen, Bio-Basis, Nicht-Toxizität – so nachhaltig einzigartig, dass es dafür noch nicht einmal ein Zertifikat gibt, das traceless-Kunden für Endverbraucher als Zusatz-Information auf die Verpackung drucken könnten. Die Lösung ist eine „Ingredient Brand“: „Unser Ziel ist, traceless auch bei Endkunden so bekannt zu machen, dass ein schlichter Hinweis darauf zeigt, dass man mit diesem Produkt nichts falsch macht“, sagt COO Johanna Baare.
Die Gründer | Dr. Anne Lamp, Johanna Baare |
Lufthansa und Otto zählen zu den ersten Industriekunden, die das in der traceless-Pilotanlage in Buchholz in der Nordheide (bei Hamburg) hergestellte Granulat auf Herz und Nieren prüfen. Das wird dann beispielsweise zu Catering-Verpackungen von Lufthansa verarbeitet. Noch in diesem Jahr werden die Schutzhüllen auf einzelnen Lufthansa-Flügen unter Echtbedingungen getestet. 40 weitere Konsumgüterhersteller und rund ein Dutzend Partner aus der Kunststoff-Industrie, vor allem Verpackungshersteller und Kunststoffhändler, haben schon ihr Interesse bei traceless angemeldet.