Prof. Dr. h.c. Reinhold Würth - Kategorie Lebenswerk 2004 Prof. Dr. h.c. Reinhold Würth

Prof. Dr. h.c. Reinhold Würth, 69 Jahre, erhält für seine herausragenden Leistungen als Unternehmer den Deutschen Gründerpreis in der Kategorie „Lebenswerk“.


Aus einem regional tätigen Schraubenhandel hat Reinhold Würth im Laufe eines halben Jahrhunderts ein global aufgestelltes, wettbewerbsfähiges Handelshaus von Weltrang aufgebaut und vorbildlich geführt. Zugleich sind Würths gesellschaftliches Engagement und sein Mäzenatentum in vielen Bereichen des kulturellen Schaffens beispielhaft für verantwortungsvolles Unternehmertum. Im Alter von 14 Jahren begann Reinhold Würth 1949 eine Lehre zum Großhandelskaufmann im vier Jahre zuvor gegründeten Unternehmen seines Vaters, des Schraubenhändlers Adolf Würth. Bis 1952 unterstützt er in Künzelsau, einer Kleinstadt nördlich von Schwäbisch Hall, seinen Vater und liefert als zweiter Mitarbeiter der jungen Firma mit dem Leiterkarren Ware aus. Nach dem frühen Tod des Vaters, tritt Sohn Reinhold 1954 im Alter von nur 19 Jahren in seine Fußstapfen: Er übernimmt, anfangs unterstützt von seiner Mutter Alma Würth, die Geschäftsleitung des Schraubenhandels. Schon in seinem ersten Jahr als Firmenchef weisen seine Bücher ein Umsatzplus von 20 Prozent aus.
 In den folgenden Jahren und Jahrzehnten schreibt der Jungunternehmer eine einmalige Erfolgsgeschichte. Die Firma wächst in Deutschland kontinuierlich. 1962 gründet er in `s-Hertogenbosch in den Niederlanden die erste Niederlassung im Ausland, 1969 wird Würth in Amerika aktiv, 1987 ist der Handelskonzern auf allen fünf Kontinenten tätig. 1990, nur acht Monate nach dem Fall der Berliner Mauer, entsteht in Dresden die erste Würth-Niederlassung in Ostdeutschland.

Heute gilt Reinhold Würth als „Schraubenkönig“ der Welt, sein Unternehmen ist eines der größten Handelshäuser mit mehr als 56.000 Produkten aus dem Befestigungs- und Montagebereich im Sortiment. Die Würth-Gruppe erzielte im Jahr 2003 einen Umsatz von 5,45 Milliarden Euro und das beste Betriebsergebnis der Firmengeschichte. Würth beschäftigt mehr als 45.000 Mitarbeiter, von denen gut die Hälfte im Außendienst tätig ist. Das Unternehmen ist mittlerweile mit mehr als 300 Einzelgesellschaften in 80 Ländern präsent und – dank 2,5 Millionen Kunden – weltweit Branchenführer. Der Baden-Württemberger Konzern unterhält eine Forschungs- und Entwicklungsabteilung mit rund 120 Mitarbeitern und verfügt über ein umfangreiches Patent-Portfolio. Dieser in Deutschland einmalige Erfolg wäre ohne die von Würth geschaffene und gepflegte Firmenkultur sowie vorbildliches, innovatives Management nicht möglich gewesen. Bereits in den 50er Jahren machte Würth die Qualität seiner Waren zum obersten Gebot. Doch nicht nur die Produkte sollten die Kunden überzeugen, sondern auch die Prozesse: Würth setzte von Anfang an auf eine enge Beziehung zu seinen Kunden und baute ein engmaschiges Verkaufsnetzwerk auf. Heute zählt das Unternehmen allein in Deutschland mehr als 90 Niederlassungen, die persönliche und kompetente Beratung und Kundennähe ermöglichen. Mit besonderer Leidenschaft widmete sich Reinhold Würth indes seinem wichtigsten Kapital, den Mitarbeitern seines Unternehmen. Um sie zu Höchstleistungen anzuspornen, schuf er früh eine Firmenkultur des Förderns und Forderns. Das Unternehmen bildet seine Mitarbeiter an der firmeneigenen Würth-Akademie aus und weiter – nicht nur in geschäftlichen Dingen, sondern auch in kulturellen. Wer gut ist, erhält großzügige Prämien.
Die frühe, kompromisslose Einführung der Gleitzeit ohne Zeiterfassungsgeräte sorgte für zusätzliche Motivation. Und nicht nur Mitarbeiter werden gefordert, sondern auch – und gerade – die Manager. Sie sollen mehr sein als Chefs: wahrhaftige, faire, glaubwürdige Vorbilder. Dieser Firmenkultur gab Würth selbst einen Namen – im Schraubenladen herrsche, so der langjährige Chef, ein „Wir-von-Würth“-Gefühl. Für ihn selbst gilt dabei der Leitsatz „Tue recht und scheue niemand“. Und nichts spornt ihn mehr an als „die Freude am Erfolg“. 

Die Firma
Adolf Würth GmbH & Co. KG

1994 zog Würth sich aus dem operativen Geschäft des Unternehmens zurück und übernahm den Beiratsvorsitz der Würth-Gruppe. „Ich wollte“, erklärte er, „dem Unternehmen und mir selbst ersparen, im Altersstarrsinn mein Lebenswerk zu zerstören.“ Fortan widmete sich Würth vor allem der Kultur in all ihren Spielarten. Schon 1964 hatte er ein Aquarell von Emil Nolde erworben, dem ersten Baustein einer Kunstsammlung, die heute zu den größten und gelungensten der Welt zählt. Sie umfasst inzwischen rund 7.000 Werke – Schwerpunkte liegen auf zeitgenössischer Kunst und auf Werken des Expressionismus – und ist der Öffentlichkeit u.a. im firmeneigenen Museum in Künzelsau und in der 2001 eröffneten Kunsthalle Würth in Schwäbisch Hall kostenlos zugänglich. Des Sammelns ist damit kein Ende: Erst vor wenigen Monaten erwarb Würth die altmeisterliche Bildersammlung der Fürsten zu Fürstenberg. Darüber hinaus hat der Unternehmer zahlreiche Preise gestiftet, so den Würth-Preis der Jeunesses Musicales Deutschland (Musik), den Robert-Jacobsen-Preis (bildende Kunst), den Würth-Literaturpreis und den Würth-Preis für Europäische Literatur. Bis 2003 hatte Würth den Lehrstuhl für Entrepreneurship der Universität Karlsruhe inne. Er ist Ehrendoktor und -senator der Universität Tübingen. In zahlreichen Veröffentlichungen und Vorträgen hat er sich als einflussreicher Management-Theoretiker einen Namen gemacht. Reinhold Würth ist seit 1956 mit Carmen Würth verheiratet und hat drei erwachsene Kinder.