Pixomondo Studios GmbH & Co.KG - Kategorie Sonderpreis 2012 We speak Image

Wenn Dinosaurier durch die Wüste stapfen oder ganze Städte in einem Flammeninferno untergehen, ist jedem klar, dass diese Spezialeffekte aus dem Computer stammen. Doch auch wenn schnittige Sportwagen werbewirksam durch Traumlandschaften kurven, Liebende sich in Paris umarmen oder Druckmaschinen einen Blick in ihr Innenleben gewähren, sind das digitale Bilder. Games of Thrones, Der Rote Baron oder Hindenburg – Pixomondo's Effekte sprechen Bilder.


„Heutzutage kommt selbst ein einfacher Werbespot kaum noch ohne digitale Effekte aus“, erklärt Pixomondo-Gründer Thilo Kuther. „Das ist billiger, schneller und sicherer als vor Ort zu drehen.“ Der größte Erfolg des Unternehmens: Ein Oscar für die visuellen Effekte im 3D-Film „Hugo Cabret“ von Martin Scorsese. Hätte ihm zu Beginn seiner Karriere jemand einen solchen Erfolg vorausgesagt, hätte Thilo Kuther gelacht. Angefangen hat der 48-Jährige nämlich alles andere als glamourös: Diverse abgebrochene Studienversuche, Gesellschafter einer insolventen Messebaufirma und rund 200.000 Euro Schulden sind nicht unbedingt der Stoff, aus dem die Zukunftsträume besorgter Eltern sind. Die nahmen ihren damals 29-jährigen Sohn notgedrungen wieder zu Hause auf. In der elterlichen Garage im hessischen Pfungstadt bei Darmstadt startete Thilo Kuther 1993 einen Neuanfang. Die Rechner standen wegen der Kühlung in der Dusche, Kuther schlief auf einem Klappbett. „Damals haben wir das Bühnendesign und die Szenografie für Live-Events von verschiedenen Fahrzeugherstellern gemacht, beispielsweise von VW“, erzählt der Gründer. In den folgenden Jahren gewann er weitere namhafte Kunden wie Mercedes, Lufthansa oder die Telekom und war bald wieder schuldenfrei. „Das war kein einfacher Weg, auf dem immer alles glatt ging“, betont Thilo Kuther. „Ich hatte immer wieder Momente, in denen ich überhaupt nicht mehr mochte. Aber dann gab es doch wieder ein kleines Erfolgserlebnis und ich habe weitergemacht.“

2001 firmierte Kuther aus namensrechtlichen Gründen in Pixomondo um und erweiterte das Portfolio seines Sechs-Mann-Unternehmens um visuelle Effekte. 2003 eröffnete er einen Standort in Stuttgart. „Meinen damaligen Kunden war diese Präsenz vor Ort sehr wichtig“, erinnert sich Kuther.

„Als das Projekt abgeschlossen war, hatten wir so viele neue Jobs, dass ich dort weitergemacht habe.“

Daraus entwickelte sich das Erfolgskonzept des Unternehmens: Eine dezentrale Organisation mit vielen kleinen Einheiten. Heute ist Pixomondo ein globales Netzwerk mit 14 Standorten von Beijing bis Berlin. „Wenn beispielsweise in Los Angeles abends um 17:00 Uhr etwas hereinkommt, kann über Nacht in China gearbeitet werden und am nächsten Morgen liegen die ersten Ergebnisse auf dem Tisch“, erklärt Kuther den Vorzug dieses Systems. Durch das verteilte Arbeiten kann Pixomondo nicht nur schneller, sondern auch besonders preiswert produzieren. „Wir haben zwar sehr kostengünstige Strukturen, aber wir zahlen überdurchschnittliche Gehälter“, sagt Kuther. Sein Kapital sind hochqualifizierte Leute, die wissen, mit welchen technischen Lösungen man einen gewünschten Effekt so günstig wie möglich erzeugen kann. „Der Kunde will keine Verwaltung finanzieren, sondern möglichst viel von seinem Geld auf der Leinwand sehen.“ Thilo Kuther sorgt bewusst dafür, dass die einzelnen Standorte nicht zu groß werden. „50 bis 100 Leute sind optimal, darüber wird es zu anonym.“ Ist eine Einheit ausgelastet, eröffnet Pixomondo die nächste. Kuther legt viel Wert darauf, dass jeder Standort in seinem jeweiligen Heimatmarkt verwurzelt ist. „Wir wollen nicht billig in China produzieren, sondern China als lokalen Markt.“ In dem Hype um den Oscar geht nämlich oft verloren, dass Pixomondo nicht nur für große internationale Filmproduktionen arbeitet. Zum Portfolio gehören auch TV-Serien, Dokumentarfilme, Werbung sowie Filme für die Industrie. Zunächst baut Kuther neue Standorte mit externen Jobs aus großen internationalen Projekten auf. Sind die lokalen Kunden gewonnen, machen diese externen Aufgaben nur noch etwa 40 Prozent der Arbeit aus. Dadurch kann Pixomondo den regionalen Markt voll ausschöpfen und hat zugleich genug Manpower, um auch ganz große Projekte zu bewältigen. „So kann jeder Mitarbeiter an internationalen Filmprojekten mitarbeiten, ohne gleich nach Hollywood ziehen zu müssen“, erklärt Kuther, der inzwischen in Los Angeles lebt. Natürlich kommt es auch zu Reibereien und Konkurrenzdenken zwischen den Standorten. „Anfangs ist unsere Form der Zusammenarbeit gewöhnungsbedürftig, doch wenn die ersten tollen Ergebnisse da sind, läuft es.“ Wie schafft man es, eine Garagenklitsche zu einem Weltunternehmen aufzubauen?

„Es gibt kein Geheimnis. Es war einfach nur sehr, sehr viel Arbeit.“

Die Firma
Pixomondo Studios GmbH & Co.KG

„Für mich persönlich hat sich nichts geändert. Ich habe früher genauso hart gearbeitet und genauso gekämpft, denn ein Unternehmen muss sich immer wieder neu erfinden.“ Die Zukunft von Pixomondo sieht Thilo Kuther sehr optimistisch. Demnächst werden weitere Standorte in Lateinamerika und Asien eröffnet. „Unser Business fängt gerade erst an.“Für seine Kreativität, seinen Mut und seinen überdurchschnittlichen Erfolg wird Thilo Kuther mit dem Sonderpreis des Deutschen Gründerpreises geehrt. „Ich hätte mir beim Aufbau von Pixomondo mehr Möglichkeiten gewünscht, mich fachlich auszutauschen. Der Deutsche Gründerpreis bietet einen Pool, um Kontakte zu knüpfen und einen Mentor zu finden. Das ist eine gute Idee und ich freue mich sehr über diese Auszeichnung.“ Pixomondo produziert visuelle Effekte für Kino- und Fernsehfilme, Werbespots und Industriefilme. Die Jury des Deutschen Gründerpreises war beeindruckt, „wie es dem Gründer Thilo Kuther gelungen ist, ein Unternehmen mit sechs Mitarbeitern im Jahr 2001 in Rekordzeit zu einer etablierten Branchengröße aufzubauen und zu beweisen, dass ein deutsches Unternehmen den Qualitätsstandards der weltweiten Filmindustrie entsprechen kann. Die Jury lobte die hochspezialisierte, arbeitsteilige Just-in-time-Produktion, die das Künstlerische mit Präzision vereint. Ein weiterer Grund für die Auszeichnung mit dem Sonderpreis des Deutschen Gründerpreises ist, dass Pixomondo in kürzester Zeit Anekennung in einer typisch amerikanischen Domäne errungen hat und damit ein Aushängeschild für die deutsche Wirtschaft ist.“

Global vernetz. Lokal gebunden.

An verschiedenen Standorten, in unterschiedlichen Zeitzonen an gemeinsamen Projekten Arbeiten. Nicht nur für diesen globalen Effektivitätsgedanken wurde das Special-Effects-Unternehmen Pixomondo 2012 mit dem Sonderpreis des Deutschen Gründerpreises ausgezeichnet. Für Studio-Gründer Thilo Kuther ist „Think global – acht local“ das Erfolgsrezept der Stunde ...

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