NanoTemper Technologies GmbH - Kategorie Aufsteiger 2014 Leuchtende Verbindungen

Wenn sich ein Biochemiker und ein Biophysiker zusammentun, ergibt das am Ende nicht nur eine neue Theorie, sondern auch ein höchst erfolgreiches Geschäftsmodell. NanoTemper-Gründer Dr. Stefan Duhr und Dr. Philipp Baaske bewiesen der Expertenjury des Deutschen Gründerpreises, dass innovative Wissenschaftler auch hervorragende Unternehmer sein können. 


„Aneinander gebundene Moleküle bewegen sich anders als getrennte, wenn man sie Temperaturunterschieden aussetzt. Damit verändert sich auch das fluoreszierende Licht, das jedes Molekül abstrahlt“, erklärt Dr. Stefan Duhr, Mitgründer der NanoTemper Technologies in München. In der Theorie war diese so genannte Thermophorese schon bekannt, in der Praxis galten die Mikro-Veränderungen jedoch als nicht nachweisbar. Biochemiker Dr. Stefan Duhr (34) und Biophysiker Dr. Philipp Baaske (35) bewiesen in ihrer Promotion an der Universität München das Gegenteil und stellten ganz nebenbei auch noch die bestehende Lehrmeinung auf den Kopf: Sie erwärmten Proben punktuell mit Infrarotlasern, maßen die dadurch ausgelösten Veränderungen in der Helligkeit und konnten so testen, ob die Moleküle sich verbunden hatten oder nicht.

„Eine echte Innovation mit extrem hohem Kundennutzen.“

Nach der Promotion hatten die Wissenschaftler zwar ein innovatives Verfahren, aber „das Patent alleine hätte niemanden interessiert“. Die beiden wollten mehr und bewarben sich um das Ausgründungsprogramm der Uni München, eine halbe Stelle für jeden und einen Arbeitsraum. „Wir waren jung und ehrgeizig, das Risiko war überschaubar.“ Zwei Jahre tüftelte das Team an den Prototypen. „Eine enorm spannende Zeit, man lernt unheimlich viel.“ Das erste, rund 20 Kilo schwere, bierkastengroße Gerät ging an die Uni München, das Feedback verbesserte das nächste Exemplar. Rund 30 Prototypen verkauften die Gründer, bevor sie in Serie gingen. Dabei setzen sie bis heute auf den Vorführeffekt: Interessenten dürfen das System mit eigenen Proben testen. „Anfangs haben wir die Geräte manchmal mit der U-Bahn zum Kunden gebracht.“ Das NanoTemper-Verfahren ist vor allem in der Pharmaforschung interessant. „Man kann so prüfen, ob eine neu entwickelte Substanz überhaupt an den kranken Zellen andockt, denn nur dann kann sie auch wirken“, sagt Dr. Stefan Duhr. Daneben hat die Methode praktische Vorteile: Die Tests dauern nur wenige Minuten und sind näher an realen Bedingungen als bisher, weil die Substanzen in körperähnlichen Flüssigkeiten gelöst sind. Außerdem benötigt man bis zu 1000 mal weniger Probenmaterial. Da es von neu entwickelten Stoffen anfangs nur Minimengen gibt, spart das viel Geld für unnötige Entwicklungsarbeit. Die Experten des Deutschen Gründerpreises waren begeistert: „Eine echte Innovation mit extrem hohem Kundennutzen.“

Die Firma
NanoTemper Technologies GmbH
Die Gründer Dr. Stefan Duhr und Dr. Philipp Baaske

Inzwischen gibt es vier verschiedene NanoTemper-Modelle, die zwischen 100.000 und 300.000 Euro kosten. Praktisch jede namhafte deutsche und ausländische Universität hat ein Gerät der Münchner im Labor stehen, darunter so bekannte Namen wie die Harvard Medical School und die University of California, San Francisco. Auch große internationale Pharmakonzerne wie Boehringer Ingelheim oder Sanofi nutzen das Verfahren. „Vor ein paar Jahren hätten wir das nicht für möglich gehalten.“ Derzeit ist ein neues Gerät zur Qualitätskontrolle in der Planung, außerdem soll NanoTemper weiter wachsen. „Wir wollen in unserem Segment Weltmarktführer werden." Auch die Expertenjury lobte die schnelle, internationale Marktdurchdringung sowie das große Wachstumspotenzial des High-Tech-Unternehmens und nominierte NanoTemper Technologies für den Deutschen Gründerpreis 2014 in der Rubrik Aufsteiger. Für Dr. Stefan Duhr und Dr. Philipp Baaske kommt die Nominierung genau im richtigen Moment: „Auch als mittelständisches Unternehmen möchten wir unseren Start-up-Geist erhalten. Wir haben viele drängende Fragen und freuen uns sehr auf Porsche Consulting und die Unternehmenspatenschaft.“