Dr. Andreas Kaufmann - Kategorie Sonderpreis 2017 Der Kameramann

Überrannt von der rasanten Entwicklung der Digitalfotografie, stand die Kultmarke Leica vor etwa 15 Jahren fast vor dem Aus. Dr. Andreas Kaufmann brachte das Traditionsunternehmen in einem schwierigen Umfeld zurück auf die Erfolgsspur und führt es zu immer neuen Höhenflügen. Dafür wird er mit dem Sonderpreis des Deutschen Gründerpreises 2017 ausgezeichnet.


Henry Cartier-Bresson hatte eine, Robert Capa und auch sonst jeder Fotograf, der etwas auf sich hielt: Eine Leica, Synonym für Professionalität, Qualität, Perfektion. Mit Leicas wurden Bilder gemacht, die das kollektive Gedächtnis unserer Zeit prägen: Der berühmte fallende Soldat, das brennende Napalm-Mädchen, legendäre Porträts von Che Guevara und James Dean. Dann kam die Digitalfotografie, und der Glanz der Traditionsmarke verblasste. Der Erfinder der Kleinbildkamera, so schien es, hatte den Anschluss verpasst. Kein Einzelfall.

„Deutschland galt damals als kranker Mann Europas, obwohl die Tatsachen viel besser aussahen“, erinnert sich Unternehmer Dr. Andreas Kaufmann. Deshalb gründete der Wahl-Österreicher gemeinsam mit seinen Brüdern Christian und Michael eine Gesellschaft, um das Familienvermögen gezielt in deutsche Mittelständler zu investieren. Schon seit 2002 hatten sich die Brüder am Leica-Standort Wetzlar an verschiedenen Unternehmen beteiligt, darüber Kontakte zum Leica-Management geknüpft. Im Jahr 2004 investierten sie dann selbst in den angeschlagenen Kamerahersteller. „Wir dachten anfangs, dass nicht viel schief gehen kann.“ Dafür sprachen schließlich namhafte Mit-Aktionäre, gute Leute, viel Know-how und ein Markenname mit Strahlkraft. Doch weit gefehlt, schon bald kamen einige „unschöne Wahrheiten“ ans Licht. Leica war unterkapitalisiert, die Geschäftsführung zerstritten und ohne deutliche Strategie, die Branche im Umbruch. „Das führte zu gewissen Diskussionen in der Familie.“ Christian und Michael Kaufmann stiegen aus, Andreas blieb und investierte sein Erbe. Die Juroren des Deutschen Gründerpreises waren beeindruckt: „Hier wurde privates Vermögen sinnvoll für Wirtschaft und Gesellschaft eingesetzt.“ Und genau diese Verbindung von unternehmerischem Denken mit gesellschaftlichem Bewusstsein ist charakteristisch für das Leben von Dr. Andreas Kaufmann und vielleicht das Geheimnis seines Erfolges: Aufgewachsen in einer anthroposophisch orientierten Unternehmerfamilie, wurde der gebürtige Mannheimer geprägt von den Idealen der 1968er-Bewegung. „Ich wollte die Welt verändern.“ Folgerichtig studierte der heute 63-Jährige Politik und Literaturwissenschaft, war anschließend Lehrer an einer Waldorfschule und gehörte 1979 zum Kreis der Mitbegründer der Grünen, „eine klassische Biografie meiner Generation.“ Ganz gegen den damaligen antikapitalistischen Zeitgeist war er aber immer auch unternehmerisch aktiv. Er arbeitete an der Verwaltung des Familienvermögens mit, gründete kleine Start-ups. „Kein Widerspruch“, findet der Liebhaber von Oldtimern, Kunst und natürlich Fotografie. „Manchen Linien im Leben folgt man, anderen nicht.“

Die Firma
Leica Camera AG
Gründungsjahr 1849

Unter der Aufsicht von Dr. Andreas Kaufmann schreibt Leica seit 2009 wieder schwarze Zahlen, 2011 kam ein weiterer Investor hinzu. Allein 2016 stieg der Umsatz um 12 Prozent auf 365 Millionen Euro. Wie er das geschafft hat? „Wir haben uns mit guten Leuten auf den richtigen Weg gemacht.“ Der richtige Weg, das sind vor allem die klassischen Leica-Stärken: Innovationen, technische Perfektion und eine Bildqualität, bei der Profis große Augen machen. Manche heiß begehrte Sondermodelle lassen sich Enthusiasten mehr als 20.000 Euro kosten. Jetzt will Kaufmann „Leica so aufstellen, dass wir unangreifbar sind“. Dazu gehört auch die Kooperation mit einem bekannten Smartphone-Hersteller. „Wir sind als einzige technologisch in die Entwicklung der Kameramodule eingebunden.“ Die Auswahljury war begeistert. „Dr. Andreas Kaufmann hat eine Traditionsmarke wieder zukunftsfähig gemacht und damit Know-how und Arbeitsplätze in Deutschland erhalten.“ Dafür erhält er den Sonderpreis des Deutschen Gründerpreises 2017. „Das ist eine sehr wichtige Auszeichnung“, freut sich Kaufmann. „Die Ermutigung und Förderung von Existenzgründungen sind für die Zukunft des Standorts Deutschland eminent wichtig.“ 

2017 Teil 4: Sonderpreis – Die Preisverleihung der Kategorie

Der neue Vorstandsvorsitzende brachte das Traditionsunternehmen Leica 2004 gegen den Trend zurück in die schwarzen Zahlen und führt es seither von Erfolg zu Erfolg. Für sein Engagement, den Mythos Leica wiederbelebt und das am Boden liegende Unternehmen erneut konkurrenzfähig gemacht zu haben, erhält Dr. Andreas Kaufmann im ZDF Hauptstadtstudio den Sonderpreis des Deutschen Gründerpreises 2017. Ein großartiger (Kamera-)Moment .

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